Texte zum neuen Tag | ||||
Tagwärts Neue Radiotexte 1996 Nagel&Kimche |
„O, this beautiful life“, seit der Lakha. Är drääjt sech zum Fänschter u luegt über di änglische Matten y, u glych isch der Lakha z Indie.
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Bloody foreigners berndeutsch | hochdeutch Syt'er scho einisch im Läbe Ussländer gsy? I meine ohni Reiseleitere, wo der Schirm ufhet, für dass Dihr nid scho z London unger d Reder chömet. Halt Linksverchehr. öppis derewä Verdrääjts, gället, u die bhoupte dür all Böde düür: Nei, 's syg normal, im ganze Commonwealth fahri niemer rächts. Gäld hei si früecher o so kuurligs gha. I ha z Ängland gschaffet ire Buechhandlig. I chönnt Nech es Liedli singe, vo zwölf Pennies, wo ne Shilling, u zwänzg Shillings, wo nes Pfund ggä hei - nume beides nie hundert. Jeden Abe han i myner Buechverchöif müesse ga abrächne byr Kassierere. Si isch hinger Panzerglas ghocket, für dass se kene het chönnen überfalle. Da'sch zwar nid ihre Chummer gsy. Nume di Ussländere da, wo jede zwöit Abe hingerdry gsy isch mit zämezelle. I ha z lang bbadet im Schweis, für Pennies nid mit Shillings z vermischle. Aba, das kennt me ja: Gaschtarbeiter(e) sy nie ganz hundert, me mues nume lose, wi si tältsche. Myner Kollegen im <Times-Bookshop> hei mi regurächt gärn übercho, derewä sy si Täche gsy, näb mir yne. Numen im Büechergstell-Abstoube bin i allnen überläge gsy. Heit'er's öppen o scho ghört: d Schwyzer u Schwyzere sy derewä suber, mir sy ds süberschte Volk vo der ganze Wält. Deswäge het's du glych gchlepft: D Kassierere het eifach es Manko gha ir Kasse, o we si scho ds zähte Mal alli Ynahmen i d Rächnigsmaschine gchlopfet het. U d Buechhaltere isch am närvösele gsy, wüll si der Tagesumsatz geng nid het chönne verbueche. Es hei eifach nüün Pennies gfählt. Bis öpperem z Sinn cho isch, vilicht heig i Shillings u Pennies verwächslet. Gspüret'er's choo? Natürlech bin i tschuld gsy. D Kassierere het zwüsche de Zähn düre gmurmlet: «Bloody foreigners» u my verdammti Ussländer-Abrächnig korrigiert. Pynlech, würkli. Alli hei sech verzoge u chly abgstoubet, u d Buechhaltere het grad wölle verbueche, wo d Tür ufgsprungen isch: Der General Manager i de gstreifte Hose het stötzlige uf mi zuegha. Nenei, nid für mer my Unfähigkeit cho fürzhaa. Är het sech im Name vo Grossbritannie entschuldiget, schynt's syg i beleidiget worde: Bloody foreigners. Gottlob het d Kassierere grad en Öpfu by sech gha, für mit mer z teile. D' Diräktion het nämlech vonere verlangt, si söll sech jitz bitte ds Richtige la yfalle. Da göng's grad gar nid numen um seien u mi. Syt'er. scho einisch Ussländer gsy, oder schämet'er Nech mängisch als Schwyzer? Dihr bruuchtet ja nid unbedingt Kassierere z sy, derfür. Bloody foreigners, hochdeutsch Waren Sie schon einmal Ausländer? Ich meine ohne Reiseleiterin, die den Schirm hoch in die Luft reckt, damit Sie nicht schon in London unter die Räder geraten. Apropos Linksverkehr: Etwas derart Verrücktes - Sie werden mir recht geben. Aber die Engländer behaupten stur: Nein, normal, im ganzen Commonwealth fahre niemand rechts. Verrücktes Geld hatten sie früher auch. Ich habe in England gearbeitet, in einer Buchhandlung. Ich könnte Ihnen ein Liedchen davon singen, wie zwölf Pennies einen Shilling und zwanzig Shillings ein Pfund ausmachten, aber beides nie hundert. Abend für Abend mußte ich meine Buchverkäufe abrechnen für die Kassiererin. Sie thronte hinter Panzerglas, damit keiner sie überfallen konnte, was allerdings nicht ihre Sorge war, sondern diese Ausländerin, die jeden zweiten Abend in Verzug war mit Addieren. Ich badete zu lange im Schweiß, um die Pennies niemals mit Shillings zu verwechseln. Ach, man weiß es ja: Gastarbeiter(innen) sind immer etwas unterbelichtet, man muß nur zuhören, wie sie kauderwelschen. Meine Kollegen im <Times-Bookshop> schlossen mich richtiggehend ins Herz, derart überlegen waren sie mir alle. Nur im Büchergestelle-Abstauben nicht. Vielleicht haben Sie es schon gehört: Schweizerinnen und Schweizer sind durchs Band weg sauber, wir sind das sauberste Volk der Welt. Trotzdem kam's zum Kladderadatsch: Eines Abends blieb der Kassiererin ein Manko in der Kasse, obgleich sie schon zum zehntenmal sämtliche Einnahmen in die Rechnungsmaschine getippt hatte. Die Buchhalterin war inzwischen ein Nervenbündel, weil sie mit dem Verbuchen des Tagesumsatzes ewig zuzuwarten hatte: Es fehlten einfach neun Pennies. Bis jemandem einfiel, vielleicht hätte ich Shillings und Pennies verwechselt. Sie spüren es längst: Natürlich war ich die Schuldige. Die Kassiererin murmelte zwischen den Zähnen: «Bloody foreigners», und korrigierte meine verdammte Ausländer-Abrechnung. Peinlich, peinlich ... Alle haben sich verzogen und ein bißchen abgestaubt, und die Buchhalterin wollte eben verbuchen, da sprang die Tür auf und der General Manager in den gestreiften Hosen hielt schnurstracks auf mich zu. Nein, nein, nicht um mir meine Unfähigkeit vorzuhalten. Er hat sich im Namen Großbritanniens bei mir entschuldigt, weil ich offenbar beleidigt worden sei: Bloody foreigners. Gottlob hatte die Kassiererin einen Apfel in ihrer Handtasche, den sie flugs mit mir teilen konnte. Die Direktion hat nämlich von ihr gefordert, sich bitte das Richtige einfallen zu lassen, es gehe keineswegs nur um sie und um mich. Waren Sie schon einmal Ausländer, oder schämen Sie sich zuweilen als Schweizer? Dazu müssten Sie nicht unbedingt Kassiererin sein. Heit'er nid mängisch ds Gfüel, 's stimmi gar nid, dass sech die am beschte verstönge, wo di glychi Bildig heige? I ha vor vilne Jahr es Radioportree gmacht vom dütsche Schriftsteller Walter Mehring. D Literaturkritik het ne i de Zwänzgerjahr bsunders gfyret als geniale Lyriker, Liedermacher u Satiriker. Won i ne tröffe ha, het er z Züri imene schittere Hotelzimmerli ghuuset, un eigeüech het ne scho niemer meh kennt. Über achtzgi isch er gsy, e hiifällegi, verbittereti Literaturgrössi, wo vor Schwechi chuum no ne Zyle het chönne schrybe. Der Mehring het sech fasch nume no standhaft gweigeret, di dütschi Staatsbürgerschaft wider aaznäh. Drum isch er äbe z Züri blybe bhange, won er usem amerikanischen Exil nach Europa zruggcho isch. «Das war mein Irrtum», het er im Interview gseit, «es gibt kein Zurück.» Gället, Dihr kennet syner Büecher u Gedicht würkli nid. Der letscht Dadaist, wo z Züri no ne truuregi Existänz gfrischtet het, esone Usrangschierte, wo ke Zytig ihm no offeriert hätt, syner Aasichten über d Gägewart z publiziere. D Nazi hei 1933 syner Wärk ufe Schyterhuufe gheit. Un eigetlech hei si äbe gwunne, d Nazi, o we si der Chrieg verlore hei. Mir befassen is ja nume no mit dere Handvoll Wältberüemtheite, wo trotz em Exil eke Tag us em öffentliche Bewusstsy gschwunde sy. Die angere dütschsprachigen Outore hei der Aaschluss nie meh gfunde, ihri Schaffeschraft isch bbroche gsy, un ihri Literatur het nach em Chrieg ekes würklechs Comeback erläbt. Wüsset'er: nöii Läser z finde, wider ggläse wärde, hätt en Art Widerguetmachig chönne sy. «Das war mein Irrtum - es gibt kein Zurück.» Aber z Züri het e ganz en unintellektuelle Mönsch em Walter Mehring Tag für Tag e chly öppis vo däm ggä, won er eso ghungeret het dernaa. E junge, italiänische Chällner ire chlyne Beiz isch es gsy. Der Mehring het ihm offebar verzellt gha, win er e ganzi Zylete Büecher gschrybe u z Amerika e Professur gha heig -u ja: win er z Nacht chuum no chönn schlaafe, wird er em Giorgio verzellt ha. Wo mer i däm Beizli zämegsässe sy, het ne der Giorgio geng mit <Professore> aagredt, un er het em Mehring ds Fleisch eso tifig u diskret verschnitte, dass i's chuum gmerkt ha. Wo mer hei wolle ga, het er em Mehring hurti es Sändwitsch i Mantusack gstosse u lyseli gseit: So wärd em Professore d Nacht echly chürzer, u villicht mög er de es bitzeli schrybe. Nei, Trinkgäld het ihm der Mehring ekes chönne gä. U der Giorgio het nid gnue Dütsch chönne, für nes Gedicht vom Mehring z versta. Är het ihm numen i Mantu ghulfe u sech bym Adiösäge verböigt. U zu mir het der Giorgio gseit: «Alter Mann ich ehren. Hat Leben lang gearbeitet» Haben Sie nicht zuweilen das Gefühl, es stimme nicht ganz, daß sich am besten verstehe, wer die gleiche Bildung habe? Es liegt Jahre zurück, daß ich ein Radioporträt des deutschen Schriftstellers Walter Mehring machte. Die Literaturkritik hatte ihn in den zwanziger Jahren vor allem als genialen Lyriker, Liedermacher und Satiriker gefeiert. Als ich ihn traf, hauste er in Zürich in einem schäbigen Hotelzimmerchen, und eigentlich kannte ihn schon kein Mensch mehr. Er war über achtzig Jahre alt, eine hinfällige, verbitterte Literaturgröße, die vor lauter Schwäche kaum noch eine Zeile zu schreiben vermochte. Mehring hat sich fast nur noch standhaft geweigert, die deutsche Staatsbürgerschaft wieder anzunehmen. Deswegen war er auch in Zürich hängengeblieben, als er aus dem amerikanischen Exil nach Europa zurückkehrte. «Das war mein Irrtum», sagte er im Interview, « es gibt kein Zurück.» Nicht wahr, Sie kennen seine Bücher und Gedichte tatsächlich nicht. Der letzte Dadaist, der in Zürich noch eine traurige Existenz fristete, ein Ausrangierter, dem keine Zeitung mehr offeriert hätte, seine Ansichten zur Gegenwart zu publizieren. 1933 hatten die Nazis seine Werke auf den Scheiterhaufen geschmissen. Und eigentlich haben sie gewonnen, die Nazis, auch wenn sie den Krieg verloren haben. Wir befassen uns ja nur noch mit der Handvoll Weltberühmtheiten, die trotz ihres Exils keinen Tag aus dem öffentlichen Bewußtsein geschwunden sind. Die anderen deutschsprachigen Autoren haben den Anschluß nie mehr gefunden, ihre Schaffenskraft blieb zerbrochen, und ihre Literatur hat nach dem Weltkrieg kein wirkliches comeback erlebt. Wissen Sie: neue Leser zu finden, wieder gelesen zu werden, hät te eine Art Wiedergutmachung bedeuten können. «Das war mein Irrtum - es gibt kein Zurück.» Aber in Zürich hat ein ganz unintellektueller Mensch Walter Mehring Tag für Tag ein bißchen gegeben, wonach er hungerte. Es war ein junger italienischer Kellner in einem kleinen Lokal. Offenbar hatte ihm Mehring erzählt, daß er eine ganze Reihe von Büchern geschrieben und in Amerika eine Professur innegehabt habe - und ja: daß er nachts kaum noch schlafen könne, wird er Giorgio erzählt haben. Als wir zusammen in diesem Lokal saßen, hat Giorgio ihn immer mit <Professore> angeredet und er hat Mehring das Fleisch so schnell und diskret zerschnitten, daß ich es beinah übersehen hätte. Als wir gehen wollten, hat er Mehring schnell ein Sandwich in die Manteltasche gesteckt und leise gesagt: So werde dem Professore die Nacht doch etwas kürzer, und vielleicht könne er ein bißchen schreiben. Nein, ein Trinkgeld konnte ihm Mehring nicht geben. Und Giorgio konnte nicht genug Deutsch, um ein Gedicht von ihm zu verstehen. Er hat Mehring nur in den Mantel geholfen und sich beim Adieu verbeugt. Und zu mir hat Giorgio gesagt: «Alter Mann ich ehren. Hat Leben lang gearbeitet» |
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Beiderlei Texte zum neuen Tag 1991 Nagel&Kimche |
D Gmeind isch ufgforderet worde, ds Gscheh vo Gethsamene cho mitzerläbe, ir Nacht uf e Karfrytig: „Wir wachen mit unserem Herrn. Bitte Schlafsack nicht vergessen.“
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Diesen Text berndeutsch | hochdeutsch Gspürt men ächt ersch, was Heimat isch, we me se vermisst? Oder mues si nis bedroht vorcho, für dass mer is ungereinisch mit ere befasse? Es chunnt mer grad vor, wi mit em eigete Bluetchreislouf: Solang er funktioniert, bruucht me sech nid dermit z befasse. U wen er zämesacket, isch men ohnmächtig. Mir Schwyzer lyde zwar no amne närvöse Zwüschestadium: em Härzflattere. I cha mi grüen u blau ergere über d Schwyz eso bin i deheim. D Schneebärge u angeri Poschtchartemotiv hei nid halb sövu z tüe mit mym Heimatgfüel. U mit Öiem? Sy Nech d Gletscher wichtiger als d Bürgerrächt? Oder hanget'er am meischten a Öiem Quartier, wüll's dank Öich u Öine Nachbere zure Wohnstrass cho isch? Vilicht isch's echly ne simple Vorschlag: aber probieret glych einisch, im Louf vom Tag imnen einzige Satz z säge, was für Öich «Heimat» heisst. I ha's synerzyt ir Schuel probiert, churz nach em Zwöite Wältchrieg. I bi denn vilicht elf-, zwölfjärig gsy. Mir hei 2 Stunde Zyt übercho für 1 Satz: «Heimat». Geng isch mer wider öppis Nöis i Sinn cho, schwupp, han i der Satz im Heft düürgstriche. U immer het öppis gfählt: Kes Sätzli hätt passt zur Friedel un em Erwin. Das sy di dütschen Emigrante gsy, wo im Chrieg bi üs deheim y- un usgange sy. Un i ha gwüsst, dass si o ne Heimat gha hei. Dütschland isch's nid gsy u de glych wider Dütschland. Di zwöi hei mer sogar Föteli zeigt: «Dort, auf dem Hügel, sind wir im Urlaub gewesen.» Un e Strass han i o glehrt kenne uf so re Schwarzwysskopy: «Da links, neben dem Ahorn, da haben wir gewohnt in Berlin.» U nachhär hei d Friedel u der Erwin di Bildli zrügg i d Täsche gsteckt un i ha plötzlech gseh, wi si wider dra ddänkt hei. Es schrecklechs Wort. Es het’s nie öpper gseit, es het nie öpper gredt drüber. I däm Wort sy alli verschwunde. D Friedel u der Erwin sy elei i d Schwyz cho. Spürt man wohl erst, was Heimat ist, wenn man sie vermißt? Oder muß sie uns bedroht vorkommen, damit wir uns plötzlich mit ihr befassen? Es kommt mir beinah vor, wie mit dem eigenen Blutkreislauf: Solange er funktioniert, braucht man sich nicht damit zu befassen. Und wenn er zusammensackt, ist man ohnmächtig. Wir in der Schweiz leiden zwar an einem nervösen Zwischenstadium: dem Herzflattern. Ich kann mich grün und blau ärgern über die Schweiz so bin ich zu Hause. Schneeberge und sonstige Postkartenmotive haben nicht halb soviel mit meinem Heimatgefühl zu tun. Und mit Ihrem? Sind Ihnen die Gletscher wichtiger als die Bürgerrechte? Oder hängen Sie am meisten an Ihrem Quartier, das jetzt eine Wohnstraße hat, dank Ihnen und Ihren Nachbarn? Vielleicht ist es ein allzu simpler Vorschlag: Aber probieren Sie doch, im Laufe des Tages in einem einzigen Satz zu beschreiben, was «Heimat» für Sie bedeutet. Ich mußte es seinerzeit in der Schule versuchen, kurz nach dem Weltkrieg. Ich war vielleicht elf oderzwölf. Wir hatten zwei Stunden Zeit für einen Satz: «Heimat.» Immer ist mir wieder etwas Neues durch den Sinn gefahren, schwupps, strich ich den Satz im Heft aus. Und immer hat etwas gefehlt: Der Satz hätte nicht gepaßt zu Friedel und Erwin, den deutschen Emigranten, die während des Krieges bei uns zu Hause ein- und aus gegangen waren. Ich wußte, daß auch sie eine Heimat hatten. Deutschland war es nicht - und doch war es Deutschland. Die zwei hatten mir sogar Fotos gezeigt: «Dort, auf dem Hügel, sind wir im Urlaub gewesen.» Und ihre Straße hatte ich kennengelernt, auf einer Schwarzweißkopie: «Da, links, neben dem Ahorn, da haben wir gewohnt in Berlin.» Und dann steckten Friedel und Erwin die Bilder in die Tasche, und plötzlich sah ich, wie sie wieder dran dachten. Ein schreckliches Wort. Es hat es nie jemand ausgesprochen, es hat sich nie jemand darüber unterhalten. Aber in diesem Wort waren alle andern verschwunden Friedel und Erwin sind allein gekommen, in die Schweiz. Vor ein paar Monaten hat ein Freund von uns seine Frau verloren. Er hat nie geklagt über ihren Tod. Die beiden waren ein recht ungewöhnliches Ehepaar gewesen: radikal unabhängig; beide hatten ihren Beruf, und sie haben einander geneckt, als wäre eines des andern Nervensäge. Plötzlich hat unser Freund nicht mehr schlafen können. Einfach so. Er hat die Achseln gezuckt und drüber gelacht. Und dann hat er mich angeschaut wie Friedel und Erwin: als wäre ihm entfallen, was er früher denn gesucht hatte. «Ach, weißt du», hat er gesagt, «die Möbel reden nicht mehr zu mir.» In jenem Moment ist mir eingefallen, welchen Satz ich als zwölfjähriges Mädchen im Heft stehen liess: «Heimat ist, glaube ich, ein Mensch.» |
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Wärchtig Texte zum neuen Tag 1986 Zytglogge |
Vilicht ghörts zur Liebi, dass me ständig chly uf beidne Achsle treit. Me wird nid schwarz, aber wiss wird men o nid. Nume ganz ghüslet, vor lutter ds angere wölle verstah. Lesebeispiele: |
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Lehrer Schädeli Geits Öich o mängisch eso, dass der znacht troumet, Dihr sitzit wider im Schuelbänkli u chönnit d Ufgabe nid? De het me de auben e füechti Stirne bim Erwachen u schnuufet fei echly uf, dass men ömu wenigschtens erwachsen isch. Es het de äbe glych Vorteile. Eigentlech danken ig numen a ei Lehrer gärn zrugg, u nume vo däm han i öppis glehrt, won i würklech no geng bruuche: Er het is nämlech grad am erschte Tag vor dritte Klass gfragt, was mer am Beschte chönni, u's vo jedem i ds Notebüechli ytreit. Jedesmal, we me de verseit het, inere Prob, het er eim nachhär ufgrüeft vor der Klass u gseit: «So, derfür chasch jitz den angere zeige, was de besser chasch als si.» I ha de auben es Gschichtli dörfe verzelle, u vomne drü abwärts e Witz, u eine vor Klass isch geng a d Wandtafele füren es Geissli ga zeichne. Aber der Ärnscht, dä wo überhoupt niene so rächt het möge gfahre, dä het is schier jede Morge der Handstand vorgmacht. Mir angere hei müessen ufstah derby im Bänkli, grad eso, wi wen es Schuelkommissionsmitglid wär da gsi. Der Lehrer het gseit, das ghöri äben o derzue, enang Ehr z bezüge, für das, wo me chönn. I weiss no, wi das isch gsi, wo mer is alli aagmäldet hei für d Sekprüefig. Nume der Ärnscht nid. Der Lehrer het gseit: «Lue, Aschi, mir zwe, mir sy gwüss wöhler, we mer da blybe.» U nachhär het er em Ärnscht ghulfe, sy Handstandnummeren uszboue: Är het nen a de Füess gha, u der Ärnscht isch zerschtmal vor is allne dür d Schuelstuben usgloffe, uf de Häng. I gseh ne no hütt vor mer, wi ner e rote Chopf het gha derby, vor luter ds Gugle verha, wüll mer's nid hei wolle gloube, dass eso öppis glingi. I frage mi mängisch, ob i das eigentlech o fertigbbracht heig, mit myne Ching: ne ds Gfüel zgä, si syge mer alli glych wärt, o we si ir Schuel nid mit em höchschte Kurs kotiert wärdi. Un i frage mi mängisch, ob i überhoupt gnue dra dänki, dass ja alli, won i mit ne z tüe ha, o vo Zyt zu Zyt müesse chönne der Handstand mache vor mer. U Dihr? I meine: Wi heit'er's im Sinn, hütt am Morge? Heit'er wider all Häng voll z tue, Nech sälber z profiliere? Oder chönntet'er zwüschenyne vilicht eini freimache, für öpper e chly a de Füess z ha dermit? I ha als ganz jung im Usland gschaffet, z Italie, imne grosse Läbesmittelkonzärn. Scho d Briefchöpf sy apartig gsi: en Art Schatteriss vore bhäbige Frou, u drunger isch gstande, das sygi d Gründere vor Firma, wo me re o d Superqualität vo de Produkt verdanki. D Foto vo dere währschafte Frou isch ob jedem Diräktorepult ghanget. I ha sen aube chönnen aaluege, we d Chefe sy blybe bhangen im Diktat: E vierschrötigi Grosmueter mit emne Hübli über de Haar. Glachet het si nüüt. Si het o ke Grund gha: Mit füfezwänzgi isch si schynt's Witfrou worden u het mit füfne Buebe müesse luege, wi si isch über d Rundi cho. Si het deheim aafa Confitüren ychochen u d Ching mit Chörbli losgschickt, se ga probiere z verchoufe de Hüser nah. Speter het si Täfeli gmacht u Nudle u nach zäh Jahr het si ds erschte Fabriggli uftaa. Ihrer füf Sühn hei als Manne scho suberi Häng bhaute bim Schaffe, u d Grosching, won i ha müesse mit ne kutschiere, hei alli studiert gha u sy i ihrem ganze Läbesstil wi der lybhaftig Spott gsi vo der Foto über ihrne Chöpf. Die het sowiso zu nüütem meh passt, weder zum Stahlschrybtisch, no zum hypermoderne Glasbou oder de desinfizierte Fliessbänder. Mängisch han i mer überleit, was ächt wurd passiere, we di Grosmueter znacht einisch us em Bild würd usestygen u wett probiere, bi eim vo ihrne Grossühn ynezcho. Si war allwäg nid wyter cho als bis zum Gartetöri. Dert hätte se d Gärtner scho abgfangen als es dubioses Subjekt, wo dänk en Aaschlag planet oder en Erpressigsversuech - u süsch hätt me re de mindeschtens klar gmacht, dass Lüt wi si nüüt i dene Parkaalage verlore heige, wo d Herrschafte für ne Wältkonzärn drinne tüege repräsentiere. Vilicht hätt die Grosmueter öppe no am erschten anes Fliessband passt. Trotz der Technik. Dert hätt si ömu vilicht no Froue gfunde, wo di glychi Sprach gredt hätte wi si: die vo de schwäre Sorge. I ha mer denn vorgno, i myre Familie dörf’s nie eso wyt cho, dass me nümm würd zämepasse, o ufenen absoluti Art. Tröji isch doch ds Wichtigschte. Aber chürzlech het's gchlepft. My eltischt Suhn isch ir Fyschteri ine Kanten yneglüffe. Un er het päägget, das syg jitz d Quittig für my ewegi Lösch-Marotte, won i allne ds Labe versuuri dermit. Mir hei müesse ga la näjen i ds Spital. Sider denn han i doch e Zwyfu: ob nid emänd di italiänische Fabrik-Diräktore ufene gschyderi Art tröi sygen als ig. Di Expansion, wo si betribe hei, di het nämlech zu meh Arbeitsplatz gfüehrt u zumene Wohlstand, wo o Sozialversicherige bbracht het für d Fliessbandarbeitere. Villicht het's Witwene derby. |